• Meine Erkenntnisse aus meinem ersten Triathlon

    Vor einer Woche stand ich mit zittrigen Beinen auf einem Holzsteg irgendwo bei Hamburg, während die Dove-Elbe gegen das Holz schwappte. In Kürze würde der Startschuss für meinen ersten Triathlon fallen. Neun Monate Vorbereitung mit all ihren Höhen und Tiefen lagen hinter mir. Schwapp, schwapp – nur das Schlagen meines Herzens war lauter. Da, auf dem Steg, wusste ich noch nicht, was ich knapp zwei Stunden später wissen würde. Zwei Stunden später hing eine Medaille um meinen Hals. Jetzt, einige Tage später, ist es an der Zeit, ein Resümee zu ziehen. Was nehme ich von meinem ersten Triathlon mit?

    Schwimmen

    Im Training brauche ich für 500 m circa 15 Minuten, im Wettkampf habe ich 17 Minuten gebraucht. Beide Zeiten liegen unter meiner „Deadline“ von 20 Minuten – alles darüber wäre inakzeptabel! Die Zeit ist also nicht mein Problem.

    Mein Problem ist: Ich muss im Wasser ruhiger werden. Wenn ich schwimme, habe ich immer Angst, dass ich keine Luft mehr bekomme. Dadurch schwimme ich hektisch, gleite wenig und belaste meine Beine stärker. Am Ende schnellt mein Puls hoch und der Teufelskreis beginnt. 

    Radfahren

    Auf einem sportlichen Rad zu sitzen, ist etwas ganz anderes. Um Rückenschmerzen entgegenzuwirken, muss ich mein Becken mehr kippen, aufrechter sitzen, die Schultern runterlassen und die Arme leicht beugen. Das wurde mir beim Bike-Fitting gesagt. Das ist ganz schön viel auf einmal und noch kann ich nicht alles gleichzeitig umsetzen. 

    Laufen

    Mein Goliath! Aber auch einen Goliath kann man bezwingen – oder besser: man kann ihn trainieren. Laufen ist die letzte Disziplin, bei der die Beine schon lädiert sind. Daher muss ich mehr koppeln, die Beine beanspruchen, sie kaputt strampeln und dann ab in die Laufschuhe und nochmal Strecke reizen. Ich muss diese Belastung mehr trainieren! 

    Koppeleinheiten

    Habe ich viel zu wenig gemacht und am Ende den Preis dafür gezahlt. 

    Wechselzonen

    Ich glaube, meine Wechselzone war gut aufgebaut und ich habe das Ganze gut hinbekommen – immerhin hat Rick Zabel 10 Minuten und bullion 5 Minuten gebraucht. Ich brauchte nur durchschnittlich 2:45 Minuten. Was will ich mehr?

    Natürlich sollte mal ein Neoprenanzug dazu kommen, sieht es wieder anders aus. Aber das ist ein Problem der Zukunfts-Christiane. 

    Verpflegung

    Was meine Verpflegung betrifft, sollte ich wohl auch Gels trainieren. Tatsächlich hatte ich noch nie ausprobiert, wie es ist, während des Radfahrens oder Laufens einen Riegel zu essen. Bei meinen Radtouren hielt ich immer an und aß in Ruhe. Beim Laufen brauchte ich das nie (hätte ich Koppeleinheiten gemacht, hätte ich es vielleicht gebraucht). Ich habe beim Wettkampf einen Riegel auf dem Fahrrad gegessen. Das funktioniert. Aber ich habe es ja auch beim Laufen probiert. Kauen, Laufen und Atmen gleichzeitig ist nach bereits zwei Disziplinen dann doch eine Herausforderung, die man nicht unterschätzen sollte. Vielleicht wären Gels beim Laufen die einfachere Variante. 

    Ich fand meine Hydration und Kohlenhydrataufnahme am Vortag schon sehr gut. Ich trank, glaube ich, etwa zwei Liter Wasser. Dazu gab es noch einen „Holy Hydration Drink”, dem Magnesium und Ähnliches zugesetzt sind. Zum Abendessen gab es Spaghetti Bolognese. Am Wettkampftag hielt ich mich auch gut an Dinge, bei denen ich wusste, dass ich sie vertrug: nicht mehr als zwei Tassen Kaffee, Wasser und zwei Brezeln – allerdings schaffte ich vor Aufregung nur eine. 

    Persönlich 

    Viele sagen, ein Triathlon bestehe aus vier Disziplinen: Schwimmen, Radfahren, Laufen und den Wechselzonen. Für mich kommt da noch eine fünfte Disziplin dazu: die mentale.

    Tatsächlich ist der Kopf beim Triathlon eine entscheidende Kraft. Meinen Kopf hatte ich jedoch nicht gut vorbereitet. Beim Schwimmen geriet und gerät er, wie bereits gesagt, in Panik. Ich muss ihm zeigen, dass diese Angst unbegründet ist: Ich schwimme meistens in überwachten Gewässern und Bädern. Da ist immer jemand, der dich rauszieht. Konzentrier dich aufs Schwimmen!

    In den weiteren Disziplinen muss ich ihm beibringen, dass ich mehr körperliche Kraft besitze, als ich mir eingestehe. Ich hatte nach dem Wettkampf keinen Muskelkater, keine Zerrung und auch sonst keine Wehwehchen. Ich war müde und etwas kraftlos, aber ich konnte den Montag normal absolvieren – die körperliche Kraft war also da. Aber mein Kopf hielt es für unmöglich, diese Leistung abzurufen. Daran muss ich arbeiten. Da muss ich mich pushen! 

    Das Mentale ist so entscheidend! 

    Fazit

    Meine erste Triathlon-Medaille hängt nun an der Wand – hart erkämpft, aber nicht unverdient. Ich erinnere mich noch an das Schwanken des Holzstegs, auf dem alles begann. Heute weiß ich: Schwimmen, mentales Training und Koppeln sind meine größten Baustellen. Doch genau darin liegt auch die Chance. Mit jedem weiteren Training werde ich ruhiger, stärker und mutiger. Und wer weiß – vielleicht höre ich eines Tages nicht nur das „Schwapp, schwapp“ der Dove-Elbe, sondern ein „Christiane, you are an Ironman“.

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