Ich war dabei: 13. Elbe-Triathlon

Hamburg, 31. August 2025 – Meine Garmin zeigte einen Ruhepuls von 57 bpm an – angeblich total entspannt. Aber mein Herz raste so laut, dass ich sicher war, die anderen müssten es hören. Heute war Raceday. Heute stand mein allererster Triathlon an, beim 13. Elbe-Triathlon. Ich fühlte mich wie ein Kind vor der Achterbahn: halb euphorisch, halb kurz davor, wieder umzudrehen. Doch zurück gab’s nicht mehr. In wenigen Stunden würde ich herausfinden, ob all das Training – und mein Mut – wirklich reichen würden.

Die Vorbereitung

Der Wettkampf fand etwas außerhalb Hamburgs, in Allermöhe, statt. Eigentlich hätte man das Gebiet auch gut mit den Öffis erreichen können – wäre da nicht die Dauerbaustelle am Berliner Tor gewesen. Der Umstieg dort gleicht aktuell einem Labyrinth aus Stufen und ist alles andere als barrierefrei. Mit Fahrrad und zwei Taschen? Unvorstellbar. Also habe ich mir kurzerhand ein Carsharing-Auto gemietet.

Der beladene Kofferraum des Autos. Links die Taschen, rechts liegt mein Fahrrad

Der Morgen startete mit zwei Tassen Kaffee und einem Glas Wasser. Zum Frühstück holte ich mir zwei Laugenbrezeln. Laugenbrezeln gehen immer und vertrage ich auch. (Regel Nummer 1 am Wettkampftag: nichts Neues ausprobieren!) Aber die Aufregung schlug mir auf den Magen, und so schaffte ich gerade einmal eine Brezel.

Ich hatte richtig Muffensausen.

Das Schwimmen

Drei Tage vor dem Start die erste Panik: Das Wasser war kühl. Die Prognosen lagen zwischen 16 und 18 Grad. Unter 16 Grad besteht Neoprenpflicht, über 22 Grad Neoprenverbot. Ich besaß bis dahin keinen Neo und war auch noch nie mit einem geschwommen. Also nochmal schnell ins Sportgeschäft – Wie war das mit „Nichts Neues ausprobieren am Wettkampftag“? – Dann aber die Entwarnung: 20 Grad! Wer wollte, schwamm mit Neo, wer nicht, eben ohne.

10:25 Uhr. Ich stand auf dem Steg, die Füße zitterten, der Puls raste. In fünf Minuten würde ich ins Wasser müssen – ins kalte, offene Wasser, das mir bis dahin nur Angst gemacht hatte. Null Training im Freiwasser, null Routine. Nur die nackte Panik. Ich fühlte mich, als würde ich gleich von einer Klippe springen.

„Sind da Algen?“, fragte ich vorsichtig eine Teilnehmerin, die schon im Wasser war. „Nein.“ Gottseidank. Ich weiß nicht warum, aber wenn mich etwas im Wasser streift, kriege ich sofort Panik.

Mit einem Hüpfer war ich drin – das Wasser war okay, sogar angenehm. Aber 500 Meter erschienen mir plötzlich wie eine Mammutaufgabe. Mein Plan: hinten bleiben, überleben. Leider hatten viele andere dieselbe Idee. Statt freie Bahn gab es Arme und Beine um mich herum. Nach 15 Metern Seitenstechen. Meine Brille beschlug. Am liebsten hätte ich abgebrochen. Irgendwann fand ich eine Lücke und schwamm. Zwar mit Kopf über Wasser, aber immerhin.

Nach 17:10 Minuten kam ich mit wackeligen Beinen aus dem Wasser. Benommen schleppte ich mich in die Wechselzone.

Die 1. Wechselzone

Meine eingerichtete Wechselzone: Helm und Startnummernband liegen auf dem Lenker bereit, links nebern Fahrrad stehen die Schuhe.

Ich hatte alles schön vorbereitet, sogar die Socken aufgerollt. Es dauerte 02:52 Minuten, bis ich auf dem Rad saß. Meine Beine waren immer noch wie Pudding.

Das Radfahren

Auf der ersten Runde war noch einiges los. Meine Taktik: Puls nicht zu hoch treiben, nach der Hälfte ein Riegel, viel trinken. Nur dumm, dass ich vor Aufregung vergessen hatte, meine Garmin zu starten. Die Pulskontrolle fiel also flach. Aber es lief. Ich überholte einige Teilnehmerinnen und genoss es.

Ich winkend beim Radfahren

Am Ende wartete meine Cheering Crew, auch Familie genannt, zum Abklatschen. Nach 44:54 Minuten hatte ich die 20 Kilometer geschafft, mit 26 km/h Schnitt. Gar nicht so schlecht für den ersten Triathlon. Ich fand Gefallen am Triathlon.

Die 2. Wechselzone

Fahrrad einhängen, Helm ab, Schuhe wechseln, Schluck trinken, Sonnenbrille auf – 02:35 Minuten.

Das Laufen

Schon beim ersten Schritt wusste ich: Das wird die härteste Nummer des Tages. Meine Beine fühlten sich an wie Wackelpudding-Blei, mein Kopf voller „Hättest du mehr trainieren sollen? Mehr Koppeltraining?“. Aber es war zu spät für Vielleicht.

Gleich nach der Wechselzone stand der andere Teil meiner Cheering Crew. Ich setzte ein tapferes Lächeln auf, griff nach einem Becher Wasser und tat so, als wäre alles easy. Die ersten 500 Meter waren reines Schauspiel – zu viele Zuschauer, um schwach zu wirken. Kaum wurde es stiller, kam die Wahrheit: kraftlose Beine, Seitenstechen, Puls am Limit. Also traben, gehen, traben, gehen.

Ich gequält beim Laufen

Einen Triathlon zu machen ist eine ganz, ganz dumme Idee.

Am Wendepunkt endlich wieder Wasser – so unscheinbar, so alltäglich, und doch schmeckte es wie das beste Getränk meines Lebens. Noch 2,5 Kilometer. 2,5 Kilometer, die sich wie ein Marathon anfühlten.

Dann tauchte endlich wieder der Pavillon der Triathlon-Abteilung des FC St. Pauli auf – Das Zeichen für: Gleich hast du es geschafft! Ihre Rufe, ihr Jubel, der Bass vom Partyzelt – sie trugen mich weiter. Ein letztes Abklatschen mit meiner Cheering Crew. Keine 500 Meter mehr.

Die letzten Meter waren ein Rausch. Meine Beine wollten nicht mehr, mein Kopf schrie „Stopp!“, aber irgendetwas trieb mich weiter. Und dann war da die Ziellinie. Ein Schritt, noch einer – und plötzlich war ich drüben.

Ich konnte kaum glauben, dass ich es wirklich geschafft hatte. Mein erster Triathlon. Mein Herz raste, mein Körper war völlig am Ende – aber mein Grinsen war größer als alles andere.

Gesamtzeit: 01:48:22. Nie wieder.

Ich im Ziel, mit Medaille um und Daumen hoch.

Die Nachbereitung

Bekanntlich schwört man sich direkt nach einem Rennen: „Nie wieder!“ Und zehn Minuten später googelt man schon nach dem nächsten. Bei mir dauerte es ganze 15 Minuten.

Der Elbe-Triathlon ist wirklich eine feine Sache. Das Wasser war sauberer als gedacht (keine Algen, kein Gänseschiss). Die Radstrecke schnell und flach, die Laufstrecke schön schattig um den Eichbaumsee. Helfer top, DJ top.

Kritik gibt’s auch: Die Parkwiese wurde chaotisch genutzt (Ursula und Friedrich hätten echt dichter parken können), der Zielbereich war zu eng, und bis zur „heiligen Banane“ musste man sich erstmal durch die Messe schlängeln. Auch die Startblöcke könnten kleiner sein, um das Chaos im Wasser zu reduzieren.

Ist der Elbe-Triathlon was für Rookies?

Ganz klar: Ja. Wenn man einfach „finishen“ will und nicht ums Treppchen kämpft, ist er perfekt.

In der Sprintdistanz starteten 198 Frauen. Ich wurde 180. In meiner Altersklasse 35 starteten 28 – ich wurde 27. Mit meiner Zeit wäre ich beim Hamburg Triathlon irgendwo im letzten Drittel gelandet. Klingt doch gleich besser, oder? But: Who cares?

Mein Fazit: Kompakte Strecken, tolle Atmosphäre, kurze Wege für Athleten und Fans – und es gibt nicht nur Dixi-Klos.

Falls du jetzt auch einen Triathlon machen willst: Hier gelangst du zur Webseite des Elbe-Triathlons.

Danke nochmal an alle Zuschauer für euer Klatschen und Rufen! Und an das zahlreiche Erscheinen meiner Cheering Crew – ihr seid die Besten!

Kommentare

12 Antworten zu „Ich war dabei: 13. Elbe-Triathlon“

  1. Avatar von Sari

    Das klingt so aufregend. Ich glaube für mich wäre echt auch das Schlimmste das Schwimmen im offenen Wasser gewesen. Mir geht es da wie dir: Sobald mich auch nur irgendwas berührt startet das Kopfkino und ich sehe sonst was für Viecher, die mich gleich in den Zeh zwicken. Aber anders herum kann ich mir auch vorstellen, dass da ein unsichtbarer Zug an einem ist durch das Umfeld. Eben der, der einen am Ende auch durch die Ziellinie schleift 🙂
    Ich glaube ich hätte das Schwimmen wohl gerne als letztes gemacht, das hätte ich als am wenigsten belastend empfunden. Erst Laufen, dann radeln und dann schwimmen. Aber wie macht man dann den Zieleinlauf 🙂

    Ich gratuliere in jedem Fall nochmal zu diesem Erfolg!! Was für ein Erlebnis, wahnsinn!!

    1. Avatar von Christiane

      Danke dir ☺️

      Zum Glück ist das Schwimmen immer die kürzeste Distanz 🤣 Ich glaube anders rum, hätte ich abgebrochen.

  2. […] Am 31.08. stand mein Triathlon an.  […]

  3. Avatar von bullion

    Gratuliere auch noch einmal an dieser Stelle. Mit dem ganzen Training und deinem Dranbleiben kannst du wirklich mega stolz auf dich und deine Leistung sein. Stark! 💪

    Beim Lesen musste ich an mein eigenes, bisher auch einziges, Triathlonerlebnis denken. In der ersten Wechselzone habe ich deutlich länger gebraucht als du: Über 5 Minuten. 😅

    Hast du jetzt schon ein nächstes Event gefunden?

    1. Avatar von Christiane

      Danke dir ☺️

      Eventuell habe ich schon ein Event ins Auge gefasst 😉

  4. Avatar von cimddwc

    Gratuliere ebenfalls! 👏

    Klingt eigentlich irgendwie schon verlockend – verlockender als so ein 5- oder 10-km-Stadtlauf, wie es ihn hier jährlich gibt, wo ich mir denke, naja, laufen kann ich auch ohne festen Termin, Organisation und „Konkurrenten“…

    1. Avatar von Christiane

      Danke dir ☺️

      Straßenläufe sind auch was feines. Wenn man die ganze Straße für sich alleine hat, keine Radfahrer, keine Autos… das ist schon auch toll.

  5. Avatar von Anne

    Mega – herzlichen Glückwunsch zum Finish!! 🥳

    Bei meinem Triathlon damals war es ähnlich – ich hatte vorher immer nur Schwimmen + Laufen oder Radfahren + Laufen trainiert und war dann auf der Laufstrecke sowas von im Eimer, dass ich dauernd Muskelkrämpfe bekam, immer wieder gehen musste und dadurch echt ewig gebraucht habe. 😀
    Und die Nervosität vor dem Schwimmen… boaaah, ja. Ich kam mir da vor wie ein Lamm auf der Schlachtbank, als es zum Schwimmeinstieg im Fühlinger See ging. 😀

    Und wie cool, dass du ein Rad von Rose hast… von denen waren mein Trekking- und mein Rennrad damals auch und ich war diverse Male in Bocholt vor Ort. 😀

    1. Avatar von Christiane

      Danke dir ☺️

      Es freut mich zu hören und beruhigt mich, dass scheinbar alle das Schwimmen schrecklich finden 😆

      1. Avatar von Anne

        Ja… es ist halt zumindest gefühlt das Gefährlichste, weil man da Tritte und Stöße in alle möglichen Körperteile kriegen kann und wenn man sich dann auch noch verschluckt, bekomme ich da echt dezent Panik. Und im Freiwasser trainiert man ja meist auch nicht sooo oft… ich war damals zwei- oder dreimal vorher auf der Schwimmstrecke, aber halt alleine und nicht in so einem Gedränge. Das Laufen und Radfahren fand ich deutlich entspannter, weil sich das halt nicht großartig vom Training unterscheidet.

  6. […] ganz verzichtet. Ich zum Beispiel habe keinen Neoprenanzug. Zwar hatte ich mir einen besorgt (siehe hier), aber die Etiketten drangelassen und ihn wieder […]

Schreibe einen Kommentar zu Triathlon-Tagebuch: August – SALTY SEAL Antwort abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert